23. Dezember 2009 · 23:05
Noch einmal schlafen, dann ist wieder Heiliger Abend. Wer jetzt vergessen hat den Anzug aus der Reinigung zu holen freundet sich besser mit dem Gedanken an über die Feiertage mit Jogging-Anzug auf Verwandschaftsbesuch zu gehen. Die Straßen, Fußgängerzonen, Einkaufszentren und Kaufhäuser sind voll von Menschen, die in letzter Sekunde noch Einkäufe tätigen. Weihnachten kam für einige auch dieses Jahr wieder sehr überraschend.
Trotz wirtschaftlich angespannter Lage, gehen die Deutschen shoppen. Vor allem bei Geschenken wird nicht auf’s Geld geachtet. Schließlich sollen sich die Pakete unterm Baum nur so stapeln, dass es die Äste nach oben spreizt. Es gilt die Regel: Je mehr man verschenkt, desto mehr springt für einen selbst raus. Doch die Investitionen seien auch hier klug geplant und verteilt. Onkel Hannes ist zwar Bauunternehmer und fährt S-Klasse, verschenkt jedoch in der Regel die übrig gebliebenen Weihnachtsgeschenke der Firma: Wandkalender für die Nichte, dem Bruder eine Flasche Rotwein vom Werbemittelhändler und ein schickes Mont-Blanc-Füllerimitat für den Vater. Tante Elisabeth hingegen ist seit 13 Jahren verwitwet – seit ihr Rudi nicht mehr malern konnte wegen seiner chronischen Bronchitis, ging es ganz schnell bergab mit ihm – und steckt gerne mal ’nen Hunni ins Kuvert, auch wenn es dann am zweiten Weihnachtsfeiertag nur noch Bohnensuppe gibt.
In diesem Zusammenhang sei ein kurzer Ausflug in die Empirie erlaubt. Wir unterscheiden zwei Arten von Schenkverhalten bei Paaren:
Typ 1:
Bettina und Matthias haben schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt Ihrer Beziehung miteinander vereinbart, dem Konsum zu entsagen und schenken sich zu Weihnachten nichts (Baum, Kugeln, Lichterketten, lebensgroße, beleuchtete Rentiere für den Rasenstreifen vor ihrem Reihenhäuschen werden von dieser Regelung großzügig ausgenommen). Alles was man haben möchte, wird während des Jahres gekauft. Außerdem seien die spontanen Aufmerksamkeiten, ohne konkreten Anlass, viel romantischer.
Typ2:
Franziska und Tobias beschenken sich gerne und reichlich. Tobias beteuert jedoch, dass er viel lieber schenkt, als beschenkt zu werden.
Wenn Du, verehrter Leser, zur ersten Kategorie Mensch zählst, kannst du entspannt eine Tasse Glühwein schlürfen und dich souverän durch die Feiertage navigieren, bis nach den kulinarischen Eskapaden der Feiertage die Gicht in Deine Gelenke fährt. Den anderen seien folgende Ratschläge auf den vorweihnachtlichen Einkaufsweg mitgegeben:
1. Die Frage „Was wünschst du dir eigentlich zu Weihnachten?“ ist nicht nur erniedrigend für denjenigen, der sie stellt, sondern auch völlig sinnlos, da darauf in der Geschichte der Menschheit noch nie eine hilfreiche Antwort gegeben wurde. Im besten Fall lautet sie „Ich wünsche mir nichts, außer…“. An dieser Stelle folgt meist die Verknüpfung zu einem lange bekannten Vorwurf. Eine Auswahl: „… dass du ab und zu den Abwasch machst, …du auch mal Morgens um halb sechs mit Lenny Gassi gehst, …unser Sohn Kevin wieder einziehen darf, sobald er aus dem Jugendarrest raus ist.“
2. Ein Frau wird immer ausdrücklich versichern, dass Sie sich nichts wünscht. Übersetzt bedeutet das: „So einfach kannst du dir das nicht machen, da musst du dir schon Gedanken machen.“ Auf keinen Fall in die Falle tappen und wirklich nichts schenken, ansonsten drohen ernsthafte Konsequenzen.
3. Trotz gekürztem Weihnachtsgeld und persönlicher Finanzkrise bleibt das erneute Benutzen von aufbewahrtem Geschenkpapier erbärmlich. 30 Minuten am Geschenk herumzunesteln, den Klebestreifen vorsichtig zu lösen und das Papier anschließend zu bügeln macht nicht nur keinen Spaß, sondern ist auch noch hochgradig menschenunwürdig und dumm.
Jetzt aber schnell ins Bett. Morgen geht’s früh los. Zum Shoppen in die City. Frohe Weihnachten!